Regeneration

Bei genauem Hinsehen zeigt sich, dass sie – sofern man sie nicht daran hindert! – im Laufe eines Tages eine Vielzahl kurzer Pausen einlegen. Kinder pflegen also „von selbst“ eine natürliche Pausenkultur, die im Laufe des Erwachsenwerdens in der Leistungsgesellschaft vielen abhanden kommt.

Für Gesundheit und Wohlbefinden ist ein effektives Pendeln zwischen Leisten und Entspannen in hohem Maße förderlich. Wer dabei auch noch Rhythmus und Regelmäßigkeit beherzigt, kann kraft  seiner natürlichen Veranlagung den eigenen Energiehaushalt unmittelbar und optimal beeinflussen.

Denn wenn wir uns gesund und belastbar fühlen, ist unser Pendel zwischen Leisten und Entspannen in Balance. Unser Körper regelt sich homöostatisch dann von selbst (Regulationsfähigkeit). Entsprechend erholsam schlafen wir und sind am nächsten Tag ausgeruht und leistungsfähig. Fühlen wir uns tagsüber müde und unkonzentriert, konnten wir uns nicht ausreichend regenerieren, und unsere Batterien sind vielleicht nur halbvoll.

Was für den Tag- und Nachtrhythmus gilt, hat innerhalb eines Tages analoge Gültigkeit, und zwar als biologischer Schrittmacher: Leisten und Regenerieren, auch „Actio“ und „Reactio“ genannt, müssen sich die Waage halten, wenn wir gesund bleiben bzw. werden wollen. In einer auf Leistungsmaximierung ausgerichteten Gesellschaft vergisst man leicht, dass Pausen und Regeneration die notwendige Voraussetzung für die Leistung selbst sind. Schon eine 10-minütige Pause untertags – so wertvoll als Rückzug, um neue Kraft zu schöpfen – steigert die eigene Vitalität. Ebenso ist bekannt, dass die Fehlerquote bei übermüdeten oder rastlosen Menschen deutlich höher ausfällt: Sowohl der Reaktorunfall in Tschernobyl als auch jener im Kernkraftwerk Three Mile Island sind menschlichem Versagen aufgrund von Übermüdung geschuldet.

Auch der Absturz des US-amerikanischen Space Shuttles „Challenger“ war auf eine Fehlentscheidung zweier übermüdeter Entscheidungsträger zurückzuführen. Die US-amerikanische Luft- und Raumfahrtsbehörde NASA reagierte darauf mit der Institutionalisierung eines Powernappings. Das kurze Nickerchen rund um die Mittagszeit führte nachweislich zu 30% mehr Leistungssteigerung und erhöhte die Aufmerksamkeit am Nachmittag um 100%.

Insbesondere zu Mittag/nach dem Mittagessen macht uns häufig ein Konzentrationseinbruch (physiologisches Mittagstief) zu schaffen, gegen den verlängerter Nachtschlaf oder Wachmacher wie Koffein nur wenig auszurichten vermögen. Ein 15- bis max. 20-minütiges Powernapping ist somit DAS Mittel der Wahl, um mit vollen Batterien in die zweite Tageshälfte zu starten.

Arbeit, Leistungskraft, Pausen- und Regenerationskultur sind also Teamspieler und keine Gegenspieler. Resiliente Verhaltensweisen im beruflichen wie im privaten Bereich machen sich dieses Wissen zugute. Sie zeichnen verantwortlich für den Erfolg zu Hause, im Unternehmensalltag auf Mitarbeiter- und Führungskraftebene sowie in der Betriebsleitung. Ungeklärt bleibt, weshalb nur wenige ArbeitgeberInnen dieses chronobiologische Wissen beherzigen und wieso die meisten Arbeitsplätze räumlicher Rückzugsorte für MitarbeiterInnen entbehren.

Hohe Arbeitsbelastung, gepaart mit fehlender oder suboptimaler Pausenkultur, bewirkt mittelfristig, dass wir sogar verlernen können effektiv zu regenerieren. Der Verlust von Regenerationsfähigkeit bedeutet in der nächsten Kaskade immer auch einen Verlust von Leistungskraft. Eine reduzierte Leistungsfähigkeit nagt früher oder später an der Substanz. Es kommt also nicht bloß darauf an, ob Du tagsüber Pausen einplanst, sondern auch darauf, ob Deine Pausen für Dich tatsächlich regenerativ sind. Hier spielen zahlreiche Faktoren hinein, die in Deinem Coaching berücksichtigt werden und bei Bedarf neu erlernt werden können (Resilienztraining, Zeitmanagement, Achtsamkeit etc.).

Die gesundheitlichen Auswirkungen von hoher Arbeitsbelastung, fehlenden Regenerationseinheiten und Pausen, Überstunden, Schicht- oder Nachtarbeit auf die HRV wurde in zahlreichen wissenschaftlichen Studien belegt. Einige davon findest Du hier.